Regionale Wertschöpfung.
OBERLAND BIOWEIDERIND GRÜNDUNG EINER NEUEN GENOSSENSCHAFT
03.08.2022
Schon länger wird über Alternativen in der Kälbervermarktung nachgedacht. Durch das Engagement von Olaf Fries kommt nun Schwung hinein. Jetzt werden Mitstreiter und Interessierte zur Gründung einer Genossenschaft für die Aufzucht, Schlachtung, Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Kalb- und Rindfleisch im Landkreis Miesbach gesucht.
Wieso gibt es so viele Kälber?
Voraussetzung für die Milchproduktion ist die Geburt von Kälbern. Im Landkreis Miesbach kommen jedes Jahr rund 5.000 Bio-Kälber in biozertifizierten Milchviehbetrieben zur Welt. Etwa 2000 Bio-Kälber werden für die eigene Nachzucht gebraucht und bleiben im eigenen Betrieb oder in der Region. Alle anderen Kälber werden über Märkte und Händler an Mastbetriebe verkauft. Der Großteil dieser Bio-Kälber geht dann in konventionelle Mastbetriebe. Dies bedeutet nicht unbedingt eine schlechtere Haltung, aber die Tiere und damit später auch das Fleisch das sie liefern verlieren damit ihren Biostatus, was die Wertschöpfungskette schwächt.
Wieso wird hier nur von Bio-Kälbern gesprochen?
Weitere, geschätzt rund 10.000 Kälber kommen jährlich in konventionellen Milchviehbetrieben im Landkreis Miesbach zur Welt. Auch hier werden nicht alle für die eigene Nachzucht gebraucht. Die Öko-Modellregion Miesbacher Oberland und die Initiatoren von Oberland Bioweiderind wollen sich in diesem Projekt aber rein auf Bio-Kälber und Bio-Fleisch konzentrieren um die Bio-Wertschöpfungskette zu stärken und um mit dem Bio-Label eine eindeutige und bessere Vermarktung zu garantieren.
Wohin werden die Kälber verkauft?
Viele Kälber, gerade die gut mastfähigen Miesbacher Fleckvieh Kälber, werden gerne von großen Mastbetrieben in Niederbayern, Norddeutschland, Dänemark oder den Niederlanden gekauft. Es kann aber auch vorkommen, dass Kälber zu Mastbetrieben in Spanien verkauft werden und von dort teils sogar nach Nordafrika und Nahost verschifft werden. Große Mastbetriebe bieten meist keinen Weidegang mehr und die Fütterung erfolgt oft mit genverändertem Kraftfutter aus Südamerika.
Wieso werden die Kälber verkauft?
Viele Landwirten sehen gar keine andere Möglichkeit als die überzähligen Kälber zu verkaufen und damit auf eine unbestimmte Reise zu schicken, da sie am eigenen Betrieb gar keinen Platz zur Aufzucht haben. Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben sich reine Grünlandgebiete, wie der Landkreis Miesbach, auf die Milcherzeugung spezialisiert und das Produkt „Fleisch“ vom gleichen Tier, dem Rind, wurde zunehmend in Ackerbaugebieten produziert, weil die Tiere schneller wachsen und damit schneller ein rentables Schlachtgewicht erreichen, wenn sie mit Mais, Soja und anderen Ackerfrüchten gefüttert werden.
Was kann man dagegen tun?
Einige Betriebe haben bereits individuelle Lösungen gefunden um einen Verkauf ihrer Kälber mit ungewissem Ziel zu vermeiden. Dies sind aber noch keine Lösungen die auf alle übertragen werden können. Der Arbeitskreis Biofleisch der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland hat sich in den letzten Monaten mit genau dieser Problematik beschäftigt. Es wird nun versucht diesen Kreislauf zu unterbrechen und interessierten Landwirten eine Alternative zu bieten. Unter dem Arbeitstitel „Kälberprojekt zur Vermeidung von Viehtransporten“ konnte die Öko-Modellregion im letzten Jahr bereits erste Landwirte, Metzger und Großküchen finden, die als Partner mit dabei sein wollen.
Wie geht es weiter?
Im Arbeitskreis Biofleisch haben sich einige motivierte Mitstreiter entschlossen, das Projekt in die Umsetzung zu bringen. Olaf Fries aus Weyarn, IT-Entwickler und ÖDP-Vertreter im Miesbacher Kreistag, die machtSINN-Gastronomen Andrea Brenner und Bernhard Wolf aus Holzkirchen und Bio-Landwirt Albert Stürzer von der Initiative Biokalb Oberland aus Wall planen eine Genossenschaft für Bio-Kalb- und Rindfleisch zu gründen. Diese Genossenschaft soll verlässliche Strukturen bieten, damit die Kälber im Landkreis nach Bio-Kriterien aufwachsen, hier geschlachtet werden und ihr Fleisch in der Region verarbeitet wird. Dazu sollen Landwirte, Metzger, Gastronomie, Kantinen, Handel und Privatpersonen mit ins Boot geholt werden. Für diese neue regionale Bio-Wertschöpfungskette sind faire und stabile Preise, Planungssicherheit für Landwirte und Gastronomie sowie vollkommene Transparenz notwendig.
Wie kann das konkret aussehen?
Ein Landwirt behält pro Jahr einige Kälber, die er nicht für die eigene Nachzucht im Milchviehbetrieb brauchen kann, für mindestens 3 Monate im Betrieb. Der Landwirt bringt seine Kälber auf Bestellung von Oberland Bioweiderind direkt zur Schlachtung zum regionalen Bio-Metzger. Der Metzger tötet und schlachtet die Tiere. Das Fleisch wird je nach Bedarf gereift und anschließend verarbeitet und verkauft. Verarbeitung und Verkauf könnten folgendermaßen aussehen: Eingekochtes, wie Bolognese, Ragout oder Gulasch, und Verarbeitetes, wie Burgerpatties und Bratwürste, werden an den Lebensmittel-Einzelhandel verkauft. Fein oder grob zerlegtes Fleisch wird in großen Mengen, z.B. auch „From Nose to Tail“ Großküchen (Gastronomie, Kantinen) verkauft.
Was ist die Rolle der Öko-Modellregion dabei in Zukunft?
Die ÖMR steht der Genossenschaft weiterhin mit Informationen und ihrem großen Netzwerk zur Verfügung. Sie unterstützt die Genossenschaft bei der Vermarktung mit Öffentlichkeitsarbeit und die Großküchen bei der Verbraucher-Aufklärung: Was sind die Vorteile beim Verzehr von regionalem Bio-Fleisch? Wieso gehören Milch und Fleisch zusammen? Wieso kostet das so viel?
Was kann ich tun?
Sie haben einen Milchviehbetrieb und überlegen ihn aufzugeben? Dann melden Sie sich gerne bei Stephanie Stiller , Öko-Modellregionsmanagerin. Wir suchen dringend weitere Aufzuchtbetriebe und die Öko-Modellregion wird die Initiative Oberland Bioweiderind weiterhin unterstützen.
Sie wollen bei der Genossenschaft dabei sein oder unterstützen? Dann melden Sie sich gerne bei Olaf Fries, Initiative Oberland Bioweiderind, 0178 1836579, of@ofries.de.
Jeder, der Interesse hat und sich mit seinen Kenntnissen einbringen möchte, ist herzlich willkommen. Gesucht werden vor allem Landwirte, Gastronomen, Gründungsexperten, PR-Experten und Investoren, die bei der Gründung der Genossenschaft ihr Knowhow einbringen und tatkräftig mit anschieben.
Kontakt
Stephanie Stiller
Öko-Modellregionsmanagerin Miesbacher Oberland
+49 (0) 8025 99372-22
stephanie.stiller@regionalentwicklung-oberland.de
Pressekontakt
Ilona Kaffl
Kommunikation
+49 (0) 8025 99372-61
ilona.kaffl@regionalentwicklung-oberland.de
Anschrift
Regionalentwicklung Oberland KU
Rathausplatz 2
83714 Miesbach
www.regionalentwicklung-oberland.de
LEADER Zuwendungsbescheid für das Projekt „Integriertes Mobilitätskonzept für den Landkreis Miesbach“
Nov 22, 2024 Fördermittel
Der Landkreis Miesbach erhält, als einer der ersten in der neuen Förderperiode, einen LEADER Zuwendungsbescheid in Höhe von 91.525€ für sein ...
Anmeldestart für die größte Ausbildungstour Bayerns
Nov 12, 2024 Ausbildung und Bildung
Ab sofort können sich Unternehmen im Landkreis Miesbach zur Ausbildungstour 2025 anmelden. Bereits zum 10. Mal organisiert die REO diese besondere...
Premiumwanderweg „Spitzing Panorama“ erfolgreich rezertifiziert
Nov 11, 2024 Freizeit und Erholung, Tourismusentwicklung
Der alpine Premiumwanderweg „Spitzing Panorama“ wurde vom Deutschen Wanderinstitut bis 2026 rezertifiziert. Auf rund zehn Kilometern und fast 9...
Ideen für die Zukunft: Nachhaltigkeitsbarcamp setzt auf Austausch und Mitgestaltung
Nov 7, 2024 Freizeit und Erholung, Tourismusentwicklung
An die 100 Teilnehmende aus der Region kamen im Markus Wasmeier Freilichtmuseum zusammen, um in einem offenen und interaktiven Veranstaltungsformat...
Jetzt Ökoprojekte einreichen!
Nov 4, 2024 Regionale Wertschöpfung.
Die Öko-Modellregion Miesbacher Oberland (ÖMR) ruft ab sofort wieder zur Einreichung von Kleinprojekten auf. Auch im Jahr 2025 werden wieder 50.0...
Die wichtigsten Neuigkeiten und bevorstehenden Veranstaltungen
Okt 24, 2024 Neues aus dem Förderdschungel
Der Fördermittelmarkt bietet spannende neue Möglichkeiten für Unternehmen, die sich im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit weiterentwicke...
Ausbildungskompass Kongress: So gewinnen Unternehmen die Azubis von morgen
Okt 18, 2024 Ausbildung und Bildung
Der 1. Ausbildungskompass Kongress bringt landkreisübergreifend Lehrkräfte, Koordinatoren für berufliche Orientierung und Verantwortliche von Au...
Schülerworkshop in Holzkirchen: Unternehmertum hautnah erleben
Okt 16, 2024 Ausbildung und Bildung
Um die unternehmerischen Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern zu fördern, veranstaltet die Regionalentwicklung Oberland (REO) gemeinsam mi...
Nachhaltigkeit neu denken: Barcamp bietet Bühne für innovative Ideen
Okt 15, 2024 Freizeit und Erholung, Tourismusentwicklung
Die besten Gespräche entstehen oft beim Netzwerken oder an der Kaffeemaschine! Genau diese Idee greift das Nachhaltigkeitsbarcamp 2024 der Regiona...
STUZUBI 2024: Neuer Ausstellerrekord und große Resonanz
Okt 14, 2024 Ausbildung und Bildung
Mit über 80 Ausstellern wurde bei der diesjährigen STUZUBI ein neuer Rekord erreicht. Die Ausbildungsmesse des Landkreis Miesbach zog am 12. Okto...